Als ich Medizin studiert habe, ging es so ziemlich den ganzen Tag nur um Krankheiten. Irgendwann habe ich mich selbst permanent nach Symptomen abgesucht. Ängste kamen auf, selbst mal so ein Schicksal zu erleiden, wie es viele Patienten getroffen hat, die ich täglich sah. Und da war es … meine Familienanamnese.
Meine Oma muss den schweren Weg von mehreren Krebserkrankungen gehen. In der Kombination ihrer Leiden ließ sich mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, dass es sich um „vererbliche“ Varianten handelte. Mein Gedankenkarussell nahm Fahr auf.
Tausend verzweifelte Fragen im Kopf.
Ich überlegte, ob ich mich auf bestimmte Gene testen lassen solle. Doch was würde ich machen, wenn das Ergebnis positiv ausfiele, also tatsächlich ein entsprechendes Gen festgestellt werden sollte? Würde ich damit zurecht kommen? Würde ich mit Angst auf den Ausbruch warten? Oder könnte ich tatsächlich entspannt weiterleben?
Ich weiß nicht, wie oft ich den Zettel mit dem Aufklärungsbogen für genetische Untersuchungen in der Hand hielt. Aber es war eine unglaublich große Last, die auf meinen Schultern ruhte. Doch irgendwann entdeckte ich etwas, was meine Entscheidung mehr als erleichterte. Mit der Entdeckung der Epigenetik habe ich mich für das Leben entschieden.
Das Geschenk der Epigenetik
Die Epigenetik zeigt uns, wie wir unsere Gene beeinflussen können. Denn nur, weil ich ein Gen mit mir trage, heißt das noch lange nicht, dass es für mein Leben eine relevante Rolle spielen wird. Diverse Faktoren beeinflussen unser Epigenom permanent.
Dazu gehören zum Beispiel Umweltbedingungen, wie Chemikalien oder Lärm, unser individuelles Verhalten, wie Ernährung, Stress, Bewegung oder Entspannung, sowie auch gesellschaftliche Bedingungen, wie Familie, Freunde, Arbeit oder Zufriedenheit.
Frei von Angst
Für mich war das eine unglaublich beruhigende Nachricht. Mittlerweile führe ich ein Leben, bei dem ich viele dieser Faktoren berücksichtige und kann sagen, dass ich frei von jeglicher Angst hinsichtlich Krebs bin.